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Sie gehen fürs Gemeinwesen durchs Feuer

Sie gehen fürs Gemeinwesen durchs Feuer

Von: Gaby Kiedaisch / NTZ

Mit einem Festakt und vielen Gästen feiert die Freiwillige Feuerwehr Oberboihingen ihr 150-jähriges Jubiläum

Die Freiwillige Feuerwehr Oberboihingen feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Den Auftakt zum Jubiläumsjahr machte am Freitagabend ein Festakt in der Gemeindehalle. In den zahlreichen Grußworten kam dabei immer wieder die Wichtigkeit der Feuerwehr für das Gemeinwesen zur Sprache.

Als Erste gratulierte die A-cappella-Gruppe „Die Rasselbande“ zum besonderen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr mit „Happy Birthday“, bevor das Programm weitere Grußworte der Gäste vorsah. Dazwischen bereicherte das Quartett mit weiteren gesanglichen Ständchen den Festabend.

Durch das Programm führte mit launigen Worten Feuerwehrmann Jörg Steidle. Er konnte unter den vielen Festgästen Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich, den Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann, die Bürgermeister aus Unterensingen und Neuffen, Sieghart Friz und Matthias Bäcker, vom Polizeirevier Nürtingen, Polizeichef Mathias Lipp, den Leiter des Polizeipostens Wendlingen, Karsten Bolz sowie das Ehrenmitglied der Feuerwehr, Alt-Bürgermeister Helmut Klenk begrüßen.

Den Reigen der Grußworte eröffnete Bürgermeister Torsten Hooge. Bei jedem Einsatz riskierten die Feuerwehrleute ihr Leben und ihre Gesundheit. Eine Haltung, die von „Bürgersinn, Idealismus und viel Verantwortungsgefühl“ zeuge, würdigte Hooge jedes einzelne Feuerwehrmitglied und überbrachte mit seiner Rede auch den Dank und die besten Wünsche des Gemeinderats und der Bürgerschaft.

„Die Kameradinnen und Kameraden gehen für unser Gemeinwesen durchs Feuer“, führte Hooge die Bedeutung der Feuerwehr für die Sicherheit der Gemeinschaft plastisch vor Augen. Und das alles geschieht durch Freiwilligkeit, durch bürgerschaftliches Engagement, das was „unser Gemeinwesen seit jeher zusammenhält“. Hooge dazu: „Die Freiwilligen Feuerwehren sind die mit Abstand ältesten Bürgerinitiativen. Sie wurden bereits gegründet, als es das Wort noch gar nicht gab.“

In seinen weiteren Ausführungen streifte der Bürgermeister einige Höhepunkte aus der Geschichte der Feuerwehr Oberboihingen. Auf das Gründungsdatum von 1864 folgte 1888 eine Pflichtfeuerwehr, der damals bereits 115 Mann angehört hatten. Erst 1926 folgte die Umwandlung zur Freiwilligen Feuerwehr. Als Feuerwehrmagazin diente zunächst die Rathausscheuer, später die Alte Kelter in der Nürtinger Straße, die zum 100-jährigen Jubiläum 1964 ersetzt wurde durch das heutige Feuerwehrhaus. Bereits seit 1997 hat die Wehr eine Jugendfeuerwehr, womit sie den Nachwuchs sichert. „Hier wird erstklassige Jugendarbeit geleistet“, würdigte Hooge den Einsatz der Jugendleiter. Und seit dem Jahr 2009 sind auch Feuerwehrfrauen in Oberboihingen aktiv im Einsatz, mittlerweile sind es sechs. Neue Wege beschreitet die Wehr seit dem letzten Jahr mit der gemeinsamen Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) mit den Feuerwehren Wendlingen, Wernau, Köngen und Unterensingen, mit der auch die immer schlechter werdenden Tagesbereitschaften bei den Einsatzabteilungen sichergestellt wird.

In greifbarer Nähe ist endlich der Neubau eines Feuerwehrhauses gerückt, in das die Gemeinde circa 2,8 Millionen Euro investiert. Laut Hooge soll im Januar des kommenden Jahres mit den Erdarbeiten beziehungsweise mit dem Rohbau begonnen werden, die Fertigstellung ist für August 2016 geplant. Mit den Worten „Die Gemeinde unterstützt die Feuerwehr gerne“, legte der Bürgermeister ein weiteres Bekenntnis zur Feuerwehr und deren Aufgaben ab, die im Laufe der Jahre „komplexer und um ein Vielfaches gestiegen“ sind. Mit 55 Aktiven, 23 Mitgliedern in der Altersabteilung und 14 Jugendfeuerwehrleuten kümmert sich die Oberboihinger Wehr um die Sicherheit in der Gemeinde.

Feuerwehren sind heute hoch technisierte Hilfsdienstleister

Anhand eines fiktiven Beispiels aus dem Gründungsjahr der Wehr zeigte anschließend Oberboihingens Kommandant Hartwig Seidl die ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen in Technik und Taktik im Vergleich zu heute auf. So konnte ein kleiner Funkenflug durch einen Holzofen in der Küche im Jahr 1864 eine Katastrophe anrichten – ein bis auf die Außenmauern abgebranntes Haus – angesichts bescheidener Hilfsmittel, die der Feuerwehr damals zur Verfügung standen. Ganz anders heute. Dank Alarmbereitschaft, Schnelligkeit und einer modernen technischen Ausrüstung befindet sich die Feuerwehr nach getaner Arbeit nur eine Stunde später schon wieder im Feuerwehrgerätehaus. Lediglich die Oberschränke der Küche wurden angebrannt. Diese beiden Szenen schilderte Hartwig Seidl sehr eindrucksvoll, ohne jedoch mit knitzem Unterton zu sparen.

„Mehr als die Hälfte aller Einsätze der Feuerwehren sind heutzutage Hilfeleistungen wie Hochwasser, Unwetter, Verkehrunfälle, Ölspuren, aber auch Unfälle mit Gefahrstoffen, Türöffnungen und Drehleitereinsätze zur Patientenrettung“, machte Hartwig Seidl den Wandel bei den Feuerwehren weiter deutlich. Trotz aller Neuerungen und technischen Weiterentwicklungen habe sich eines jedoch nicht geändert, so der Oberboihinger Kommandant wieder ernsthaft: „Es bedarf immer der Menschen, die bereit sind, im Notfall zu helfen.“ Mit der Festbroschüre, die jeder Haushalt in Oberboihingen dieser Tage erhält, betreibt die Oberboihinger Wehr denn auch Werbung in eigener Sache. Seidl bedankte sich zum Schluss bei allen, die zum Gelingen des Festes und der Festschrift beigetragen haben, vor allem für die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrangehörigen und besonders bei Sibylle Lienert, stellvertretend für die Gemeindeverwaltung.

Launig setzte der stellvertretende Landrat Matthias Berg die Reihe der Grüße fort. Der Erste Landesbeamte überbrachte die Glückwünsche von Landrat Eininger – und nicht nur das. Auch den Hinweis, dass die Oberboihinger Wehr wohl schon 1750 bestanden habe, das zumindest lässt sich zum Stadtbrand in Nürtingen nachlesen, dem auch die Oberboihinger zuhilfe geeilt sein sollen.

Feuerwehrjubiläum Teil zwei am Festwochenende 26./27. Juli

Bernd Müller, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverband Esslingen-Nürtingen, und seines Zeichens Bürgermeister von Altenriet, dankte für den Dienst an der Allgemeinheit.

Weitere Grußworte überbrachten Jürgen Burkhardt, Stadtbrandmeister von Nürtingen, für die Feuerwehren des Verwaltungsraums Nürtingen und Neuffen. Und Herbert Wanke, Kommandant der Köngener Wehr, für die Feuerwehren der interkommunalen Gemeinschaft AAO, oder wie sie sich scherzhaft selbst nennen, von der „Neckartal-Mafia“.

Sabine Scheerer, richtete Grüße von den Vereinen und Organisationen in Oberboihingen aus, und gab zu bedenken, dass ohne das Ehrenamt, die Gemeinschaft um einiges ärmer werde.

Am 26./27. Juli feiert die Freiwillige Feuerwehr gleich zwei Tage ihr Jubiläum mit einem Fest auf dem Dorfplatz. 

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